Heute lockt uns das schöne Wetter auf die Juraketten rund um den Hauenstein. Wir fahren nach Waldenburg und steigen um auf das Postauto nach Langenbruck, unserem Startort. Diese Wanderung führt uns neben spannenden Auf- und Abstiegen auf die einzelnen Flüe auch in die historische Vergangenheit des ersten Weltkrieges. Wenn man hier so wandert, kann man sich das gar nicht vorstellen. Doch genau hier wurde während des Ersten Weltkrieges aus Angst vor einem Angriff aus Frankreich und Deutschland ein gigantisches militärisches Bollwerk erbaut mit Bunkern, Mannschaftsunterständen, Reservoirs und Telefonzentralen. Die meisten davon sind noch gut erhalten und erinnern an diese dramatische Zeit. Einige davon liegen am Wanderweg, andere sind wenige Meter daneben und man sieht sie nicht auf Anhieb. Wer sich für Details dazu interessiert, findet mehr dazu hier (zur digitalen Karte von Tom Steck, die das Ausmass der Fortifikation zeigt; mit Hunderten von Objekten.)
Wir starten in Langenbruck in Richtung Belchenflue, der Weg steigt stetig und gemächlich Richtung Osten zum Spaleneggli an, wo er in den Wald eintaucht. An den Felsen oberhalb des Weilers Gwidem findet man die ersten Zeitzeugen des ersten Weltkriegs. Vor allem aber rund um die Belchenflue mit der in den Fels gesprengten Südstrasse, einem Wasserreservoir und der Belchenflue selbst, die als Beobachtungsposten diente und dazu auf ihre heutige Form zurechtgesprengt wurde. Hier oben tummeln sich viele Besucher, spätestens auf dem Chilchzimmersattel wundern wir uns nicht mehr darüber, da gibt es nämlich Parkplätze und damit wird es für etliche einfach ein schöner Frühlingsspaziergang auf einen tollen Aussichtspunkt.
Weiter geht es zum Spitzenflüehli und Gerstellflue in Richtung Lauchflue. Hier sind die Bauten meist direkt am Weg oder sogar darin integriert. In den Schützengräben am Spitzflüehli kann man die Grösse der Fortifikation Hauenstein erahnen.
Auf der Lauchflue angekommen finden wir noch eine Geschützstellung, welche sehr gut erhalten ist und einen imposanten Ausblick bietet. Nun folgt ein anspruchsvoller Abstieg auf dem Gratweg zu Ruine Waldenburg. Hier waren wir schon einmal vor 20 Jahren, allerdings steigen wir von Waldenburg her den Weg hinauf, er war zum Teil mit Schnee bedeckt und eisig und es war wirklich kalt. Wir begegneten einem jungen Mann mit Hund, der zwar gute Wanderschuhe anhatte, aber oben mit einer dünnen Jacke bekleidet war. Wir grüssten uns und gingen weiter. Da ich nicht wieder diesen steilen Weg zurückgehen wollte, stiegen wir durch den Wald in ein Tal hinab, das längs der Flue zurück nach Waldenburg führt. Dort trafen wir den jungen Mann wieder – er war auf dem Gratweg ausgerutscht und durch ein Couloir abgestürzt und war ziemlich unterkühlt und verletzt. Durch Zufall kam uns ein Förster mit dem Auto entgegen, der ihn dann ins Dorf mitnahm und für ärztliche Hilfe sorgte. Der Hund wurde erst am anderen Tag geborgen, auch er war verletzt und hatte sich verkrochen. Der junge Mann hatte Brüche in den Fussgelenken und Rückverletzungen. Trotzdem stand er da auf der Strasse und rief um Hilfe. Wenn man auf dem Gratweg so hinunterschaut, überkommt einem schon ein mulmiges Gefühl, er hatte wohl mehr als einen Schutzengel bei seinem Sturz.
Den Gratweg hinunter wandern erfordert volle Konzentration, denn es immer wieder Stellen, wo das Laub liegen geblieben ist. Das erweist sich dann als ziemlich rutschig. Wir erreichen die Ruine Waldenburg und Andreas lässt es sich nicht nehmen, bis oben in den Turm zu steigen, während ich heute nicht mehr hochlaufen möchte und die Pause geniesse. Noch ein kurzer Abstieg, dann sind wir in Waldenburg angekommen. Eine strenge aber wunderschöne Wanderung geht zu Ende. Tipp für Gratweg-Ungeübte: die Wanderung einfach umgekehrt machen, aufsteigen ist einfacher als hinunter gehen.
Routenverlauf
Langenbruck – Spaleneggli – Belchenflue – Chilzimmersattel – Spitzenflüeli – Lauchflue – Burgruine Waldenburg – Waldenburg
Länge: 13.5 km, Dauer: 4:45 h, Aufstieg: 830 m, Abstieg: 1020 m
Liebe Carlotta
…… fühlte, als wär ich dabei gewesen, so bildlich formuliert. Ganz schön abenteuerlich was ihr an euren Sonntagen so erlebt.
Die Fotos sind wie immer wunderschön und runden deinen Bericht genial ab.
Liebe Grüsse an euch Beide
Vera&Ueli
Danke euch!