Am 15. November nehmen wir die 21. Etappe Erstfeld-Wassen unter unsere Füsse. Da wir aber am vergangenen Sonntag in Attinghausen abgebrochen haben, ist nun das letzte Stück bis Erstfeld noch offen. Das Auto steht in Wassen und wir fahren mit dem Bus zurück an den Startort. Und diese Teilstrecke zieht sich über 6.5 km bis nach Erstfeld. Unsere Befürchtung, das Ganze könnte langweilig sein, trifft jedoch gar nicht zu. Wir wandern der Reuss entlang und schon bald erreichen wir eine felsige Partie, wo gerade der Weg zwischen Feldwand und Fluss Platz hat. Da diese Gegend anscheinend auch ziemlich steinschlaggefährdet ist, wie uns Warntafeln sagen, gibt es sogar eine Galerie, welche durch den Fels gesprengt wurde. Darum sitzen in der den Felsen überall kleine Engelfiguren – soviele haben wir noch nie auf einmal gesehen – sie sollen wohl die Wanderer vor dem Steinschlag schützen. Der Wegabschnitt nennt sich denn auch der Engelsweg.
Unser Weg führt uns am Schwerverkehrszentrum Erstfeld vorbei – bis anhin haben wir ja nur die dazugehörende Aus- und Einfahrt auf der A2 gesehen, nicht aber, was sich dahinter verbirgt. Diese Anlage ist riesig, gebraucht wird sie, um die Lastwagen zu kontrollieren und auf ihrer Fahrt in den Süden zu dosieren, damit nicht ganze Konvois hintereinander durch den Gotthard-Tunnel fahren. Daneben fliesst der Fluss und liegt ein kleines Biotop. Schon bald erreichen wir Erstfeld.
Hier wechseln wir auf die andere Seite der Reuss und wandern weiter in Richtung Silenen und Amsteg. Wir kommen an der Jagdmatt-Kapelle vorbei, welche mit einem sehr schönen Portal geschmückt ist und zu den bedeutensten Kirchen Uris zählt. Ausserhalb des Dorfes geht es ein erstes Mal steil bergauf auf einem schmalen Pfad, wo wir dann durch Wiesen, kleine Wälder und mit Trockenmauern eingesäumten Wegen in Silenen ankommen. Die Hoffnung auf ein Mittagessen löst sich bei einem Gespräch mit einer Bewohnerin ziemlich schnell in Luft auf. Das letzte Restaurant hat im Juni für immer seine Tore geschlossen. Wir knabbern an unserem Notvorrat und laufen weiter nach Amsteg. Das einzige Hotel hat in den Herbst- und Wintermonaten von Donnerstag ab 18 Uhr bis Sonntag offen. Also auch hier gibt es nichts für uns. Wir entdecken dann aber eine Bäckerei mit Café. Hier stillen wir unseren Hunger mit einem Sandwich. Da die Zeit schon sehr fortgeschritten ist, stoppen wir hier und entscheiden uns, den restlichen Teil der Etappe am Sonntag weiterzugehen.
Heute sind wir am frühen Morgen wieder in Amsteg, nachdem wir von Wassen mit dem Bus hinunter gefahren sind. Im Hotel Stern und Post erhalten wir dieses Mal einen Kaffee und mangels Gipfeli ein Stück frischen Zopf. Danach starten wir unseren Anstieg nach Wassen. Es ist um die 0 Grad und neblig trüb. Wir hoffen darauf, dass sich die Nebeldecke im Laufe des Morgens auflöst. Es ist spannend zu sehen, wie die Technik dieses Tal beherrscht. Am meisten fällt uns die Bahnlinie auf. Wo früher so viele Züge fuhren, sieht man nun jede Stunde eine S-Bahn, wir wissen nicht wo sie anhält, alle Orte an der alten Strasse werden heute durch Busse versorgt.
Das Tal wird immer enger, gerade mal Platz für Autobahn, Zug und alte Strasse. Dazwischen immer wieder kleine Wasserkraftwerke und natürlich die Starkstromleitungen.
Trotzdem gibt es hier schöne Sachen zu sehen wie Pflanzen im Raureifmantel und kleine Häuser-Ansammlungen, wir wundern uns, wie die Leute hier im Winter leben, wenn es wirklich Schnee hat. Und wir treffen auf imposante Netze, welche über der Autobahn angebracht sind und wohl die Steinblöcke aufhalten sollen. Entlang des ganzen Weges hat es auch immer wieder Informations-Tafeln, welche uns die Geschichte der Saumpfade und des Eisenbahnbaus näher bringen.
Vor Gurtnellen wurde letztes Jahr ein neuer Erlebnisweg geschaffen, welcher uns bis hinunter an die Reuss führt, die wir auf einer Hängebrücke überqueren. In Gurtnellen angekommen ist die Sonne endlich da und wir finden im Hotel Gotthard ein gediegenes Restaurant mit weiss gedeckten Tischen und wir werden mit feinem Essen verwöhnt.
Als wir nach einer Stunde glücklich und zufrieden wieder auf die Strasse kommen, hat der Wind gedreht und von der Sonne ist nichts mehr zu sehen. Wir wandern weiter in Richtung Wassen, vorbei an einer alten Fabrik und einem schönen Haus, wo noch letzte Rosen blühen. Dann gehen wir dem Bahngeleise entlang bis zum Pfaffensprung, der tief eingegrabenen Schlucht der Reuss unterhalb von Wassen. Hier liegt ein kleiner Stausee mit Staumauer und Kraftwerk. Der Wanderweg führt über die Brücke und dem See entlang hinauf mit Blick auf die Wassener Kirche – wie aus den Kehrtunnels der Bahn, die wir hier ebenfalls aus der Nähe sehen können.
Nach einem weiteren Aufstieg erreichen wir Wassen und weil wir schon da sind, besuchen wir natürlich auch noch die Wassener Kirche.
Nun machen wir Winterpause auf unserem Trans Swiss Trail und starten im Frühling, sobald der Gotthard schneefrei ist.
Routenverlauf
Attinghausen – Erstfeld – Silenen – Amsteg
Länge: 15 km, Dauer: 4 h, Aufstieg: 370 m, Abstieg: 100 m
Amsteg – Ried – Gurtnellen – Wassen
Länge: 13.4 km, Dauer: 4 1/2 h, Aufstieg: 630 m, Abstieg: 440 m
Nützliche Links
Die detaillierten Beschreibungen dazu finden sich auf wandersite.ch/TransSwissTrail sowie Kartenmaterial und weitere Details auf schweizmobil.ch/de/wanderland/route-02.

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